Y a pas des problem!
Nach einem schweizerischen Abend und einer herrlich kühlen Nacht
machten wir uns, mit einem Sprachführer für Bambara (meist gesprochene Sprache in Mali) in der Tasche, auf nach Djenné. Vielen Dank Nicole und Olivia.
Djenné gilt als schönste Stadt in Mali, v.a. wegen ihrer Lehmarchitekturen. Mittendrinn steht eine berühmte Mosche, welche ebenfalls nach sudanesischem Stil mit Lehm gebaut wurde. Es soll das
grösste Lehmgebäude der Welt sein. Seit 1998 ist Djenné auf der Liste der UNESCO Kulturerben. Aus diesem Grund dürfen die Häuser nicht mit Beton gebaut werden, sondern weiterhin nur mit Lehm.
Jedes Jahr nach der Regenzeit werden alle Häuser und die Mosche erneuert. Bei der Mosche ist dies jeweils mit einem riesigen Volksfest verbunden.
Nach Djenne gelangt man mit einer Fähre. Naja, die Malier nennen es auf jeden Fall Fähre...
Vor und während der Überfahrt wurden wir belagert von Verkäufern von allem möglichen und natürlich ist auch jeder ein Guide. Wir hatten bereits einen Namen eines Guides erhalten, was seeeehr hilfreich war. Kaum hatten wir den Namen gesagt, hatten wir Ruhe und konnten die Hitze und die kurze Überfahrt geniessen. Es stellte sich auch als gute Entscheidung heraus, das Dorf mit einem Einheimischen anzuschauen. Wir haben viel erfahren. In Djenne „muss“ jeder heiraten, sogar der Iman (Vorbeter im Islam) ist verheiratet. Durch die Gassen läuft überall Wasser und die Kinder baden darin, was der Krankheitsrate nicht besonders gut tut. Laut unseres Guides hat aber nun die UNESCO Geld gesprochen, um einen unterirdischen Kanal zu bauen. Gute Sache wie wir finden.
Hier in Djenné haben wir Ana und Ionut aus Rumänien kennen gelernt.
Die beiden sind mit ihren Motorrad auf der ähnlichen Route wie wir unterwegs.
Da wir die gleichen Pläne hatten für die nächsten Tage, fuhren wir gemeinsam nach Mopti. Während dieser etwa zwei stündigen Fahrt erlebten wir einen faszinierenden Sturm. Der Himmel und die Luft
veränderten sich und präsentierten sich in Farben, welche wir so noch nie gesehen hatten. Es windete und stürmte etwa eine halbe Stunde und dann fing es an zu regnen, als würden sie im Himmel
Eimer ausleeren. Die beiden fuhren mit ihrem Motorrad vor uns, es hätte sie zwischendurch fast weggeblasen.
In Mopti angekommen, suchten wir unser Hotel, in welchem wir im Hinterhof unser Heim aufstellen konnten. Der Name sollte währen der nächsten paar Tage unser Motto bleiben und schaffte es sogar zum Titel dieses Berichtes.
Diese Stadt kam uns seeeehr afrikanisch vor. Alle fahren, keiner
will warten, auch wenn das Chaos schon perfekt ist…vielleicht wird es ja noch besser… Fast überall ist Markt und im Abstand von 5 Metern werden auf der Strasse Leckereinen gekocht. Der
Fischhandel buhmt ebenfalls und war ein Spass zum Zuschauen. Entgegen unseren sonstigen Erfahrungen in Mali, haben wir die Menschen als nicht sehr freundlich empfunden. Aber, wir haben den bisher
besten Fisch in Afrika dort gegessen!
Am folgenden Tag machten wir uns auf ins Dogon Land. Nach harten Preisverhandlungen mit dem Guide, welcher in den Dogon aufgewachsen ist, einigten wir uns und machten eine dreitägige Tour. Die Dogon leben in und um eine 140km lange Felswand aus Sandstein. Es gibt unzählige kleine Dörfer, einige sind mit dem Auto erreichbar, andere nur zu Fuss, weil man über die Falaise (Felswand) „klettern“ muss. So waren wir einen Tag mit dem Toyota unterwegs und kamen dann zwei Tage lang mal wieder in den Genuss einer Wanderung. Und wussten mal wieder warum wir schwitzten.
Diese Kletter – und Wanderpartien haben sich mehr als gelohnt! Die
Dogon sind ein friedliches, gastfreundliches und angenehmes Volk. Die Landschaften, welche sich uns boten, waren fantastisch! Uns blieb einige Male die Sprache weg! Jedes der Dogon Dörfer hat ein
bisschen etwas anderes zu bieten. Unser Highlight war wohl das Dorf, in welchem wir übernachteten. Hier hat die Natur einiges gegeben und seit Jahrhunderten hart gearbeitet. Diese Felsen waren
der Hammer! Die sternenklare Nacht durften wir unter freiem Himmel (natürlich unter dem Moskitonetz) auf einem Hausdach verbringen und bei Sonnenaufgang die Felsen und Farben direkt vom Bett aus
bewundern.
Es war der Hammer!
Nach diesen Eindrücken und Erlebnissen legten wir ein paar Tage Ruhe – und Waschpause ein und fuhren dann weiter, Richtung Burkina Faso.
Wir waren uns einig, dass wir Mali fast ein bisschen wehmütig verliessen. Die Vogel – und Tierwelt war nicht ganz so atemberaubend wir in Senegal. Dafür waren die Menschen wahnsinnig freundlich.
An Touristenorten belagern einen natürlich die Verkäufer mit allem möglichen…was man natürlich nicht braucht. Sie wollen aber meinst einfach nur, dass man sich anschaut was sie haben. Wenn man
dann sagt, vielen Dank, lassen sie einen gehen und bedanken sich. Die Malier auf dem Land winken und freuen sich aufrichtig, wenn sie uns sehen. Sehr oft sind die Leute auch gut aufgelegt und für
einen Schwatz zu haben. Leider hält sich der Tourismus sehr in Grenzen, weil alle auswärtigen Ämter von europäischen Ländern vor Reisen nach Mali warnen. Wir und auch andere Touristen haben den
Norden gemieden, was auch die Einheimischen raten und haben nur gute Erfahrungen gemacht.
Neben all diesen Highlights gibt’s aber auch weniger erfreuliches zu berichten. Immer wieder stellten wir fest, dass besonders am Nachmittag viel rumgelegen wird und nichts gearbeitet. Nach
einiger Zeit mussten wir feststellen, dass dies vor allem für die Männer zutrifft. Die Frauen schuften den ganzen Tag und verrichten die harte Arbeit. Zum Teil auf dem Feld, zum anderen Teil zu
Hause. Es ist schon sehr beeindruckend, was die alles auf ihren Köpfen tragen können. Wassereimer, randvoll mit geschätzten 20 Liter…mit sehr wenigen Verlusten! Während einer Mittagspause
trafen wir die Frau auf dem Foto.
Roger versuchte ihre „Fracht“ hochzuheben….und schaffte es fast
nicht. Es war unglaublich schwer.
Wir hatten kürzlich die Gelegenheit ein paar Männer zu fragen, warum sie ihren Frauen nicht helfen die schwere Arbeit zu erledigen. Naja, sie müssen eben schauen wie sie Geld auftreiben und dafür
machen die Frauen den Rest. Einerseits erschreckend, wie dies hier zu und her geht. Auf der anderen Seite beeindruckt es aber, dass es so funktioniert. Erwähnenswert ist bei diesem Thema noch,
dass die Frauen zwischen 8 und 12 Kinder bekommen. Unglaublich oder? Die Baby`s werden auf den Rücken gebunden und so wird weiter gearbeitet. Die Kinder werden auf dem Feld auch oft in den
Schatten eines Baumes gesetzt, während Mama die Feldarbeit erledigt. Klar, dass die Kinder helfen sobald sie es können. Und auch klar, dass die Kinder in den Dörfern oder auf den Feldern sich
immer sehr freuen wenn mal ein paar Touristen kommen und sie unterhalten. Es ist manchmal etwas schwierig herauszufinden, ob man nun etwas kauft wo Kinder gearbeitet haben oder nicht. Zumal
zurzeit auch in Afrika Sommerferien sind und die Kids nicht zur Schule gehen (sofern sie es sonst tun). Wir haben uns aber v.a. von den Dogons auch schon Schulen zeigen lassen, welche so
aussehen, als würden sie gebraucht.
Nachdem wir Mali verlassen hatten, fuhren wir nach Ouagadougou, wo
wir auf unsere Visa für Ghana warten. Sobald wir diese in der Tasche haben, werden wir Burkina Faso weiter südlich erkunden.
Wir wünschen euch, dass der Sommer wieder zurück kommt bei euch und grüssen euch herzlichst aus Ouaga.
Roger und Nadin