Der Äquator, die Geschichte mit dem Angola Visum und viele nette Menschen

Bevor wir verraten ob wir ein Visum für Angola bekommen haben oder nicht, ist Gabun mit dem Äquator und der Kongo dran.
Nach unserem Frühstück auf dem Parkplatz hinter der Kameruner Ausreise (ihr erinnert euch?) fahren wir ein Stück Strasse und dann über eine Brücke. Am Ende der Brücke ist der erste Einreiseposten.
Die Herren sind sehr nett, schreiben unsere Daten mal wieder in ein grosses Buch, geben uns ein Formular zum Ausfüllen und schicken uns weiter. Bereits nach ein paar hundert Metern müssen wir in ein anderes Büro, wo unsere Passdaten abermals in ein Buch eingetragen werden. Stempel gibt’s aber noch keinen. Unser Garnet werde im nächsten Ort gestempelt. Dies war dann auch so, gut. Aber die Pässe hatten noch immer keine Einreisestempel. Nach weiteren 20km kam dann wieder ein Dorf und dort mussten wir zur Polizeiwache. Hier gab`s wieder ein Formular zum Ausfüllen, dann wurden wir zum Kopiershop gegenüber geschickt um eine Kopie des Passes und des Visums machen zu lassen und konnten nach fast einer Stunde weiterfahren – mit Stempel im Pass. Ja, wir waren auch ein bisschen verwirrt wo welcher Posten was erledigt. Aber wir waren dann doch offiziell im Gabun.
Wieder fiel uns während der Fahrt die grüne Umgebung auf. Dass es ab und zu regnete, gehörte wohl dazu…ohne Wasser wird das Zeugs ja auch nicht grün und wir könnten uns nicht über die Gegend freuen. Wir sahen aber auch, wie viel überall abgeholzt wurde. Es gab Gebiete wo wir der Meinung sind, dass alles voller Bäume und Wald war. Nun führt eine Strasse mittendurch, rundherum ist alles offen und mit Wiese oder jungen Bäumen und Sträuchern überwachsen.
Manchmal war die Baumrodung auch offensichtlich.

Dann aber gab`s ein Ereignis in Gabun, auf welches wir uns schon länger freuten. Öfters beobachteten wir den Mond oder diskutierten was sich wie verhält in der Nähe des Äquators. Ausserdem sahen wir nun immer öfters aufs GPS und was die Positionszahlen anzeigen. Und dann war es soweit, bei N wie Nord standen nur noch Nullen. Eine grosse Tafel signalisierte uns, dass wir dem GPS glauben können. 

In Lambarené hatte Albert Schweizer vor X Jahren ganz klein angefangen und eine Klinik eröffnet. Bis heute hat sich dies zu einem recht renommierten Spital entwickelt. Unter anderem gibt es eine Forschungsstation, welche ein Impfstoff gegen Malaria sucht. Das Museum haben wir nicht besucht, die Gegend um das Spital sah aber sehr gepflegt und behütet aus.
Hier in Lambarené trafen wir dann auch endlich die beiden Südafrikaner Hans und Elisme mit ihrem Land Rover wieder. Es war ein schönes Wiedersehen und beim gegenseitigen Erzählen von den Erlebnissen in den letzten Wochen verging der Abend wie im Flug.
Die nächsten Tage waren wir zu viert unterwegs und nahmen den Weg in Richtung Kongo in Angriff. Es gibt zwei Kongos, der kleinere mit der Hauptstadt Brazzaville, auf welchen wir zusteuerten und den grösseren, die Demokratische Republik Kongo, mit Hauptstadt Kinshasa. Hier im Kongo wollen wir uns um das Visum für Angola kümmern. Aber der Reihe nach. Die Grenze war mal wieder ein Erlebnis welches wir euch nicht vorenthalten können. Eine Schnur signalisierte uns, dass wir wohl hier parken sollen und den Abhang zu der Holzhütte rauflaufen müssen. In der Holzhütte sass ein Mann, welcher unsere Pässe begutachtete, alles in ein grosses Buch schreibt (…wie immer), zwischendurch Witze macht, sich ausgiebig mit uns unterhält und uns nach nebenan schickt. Auch dieser Herr ist zu Scherzen sehr aufgelegt, was sein Arbeitstempo nicht beschleunigt. Nach fast fünf Monaten haben wir uns aber daran gewöhnt, dass hier alles langsamer ist und länger dauert. Hier werden aber unsere Pässe das erste Mal gestempelt. Dann werden wir nach gegenüber geschickt zur Polizei. Was genau die ersten beiden Herren für eine Aufgabe haben, war uns nicht ganz klar. Aber auch daran haben wir uns gewöhnt. Wir glauben dass einer der beiden Chandarmerie (ein bisschen höher als Polizei…) war. Nun, der Grenzpolizist schreibt unsere Pässe wieder in ein Buch und stempelt sie ebenfalls. Wo wir dann das Garnet stempeln lassen können, fragen wir. Aha, ja das sei auch bei ihm. Also gut, es dauert weitere 30 Minuten. Dann aber müssen wir wieder die Strassenseite wechseln (wir würden dies nicht Strasse nennen, eher Feldweg aber das Wort Strasse dient zur besseren Verständlichkeit) und zur Immigration. Dieser Herr fragt nach einem Formular, welches wir nicht haben, was ihn schon mal gar nicht glücklich macht. Er zeigt uns ein bereits ausgefülltes und fordert uns auf, alle Daten auf der Rückseite auszufüllen. Immer noch grimmig nimmt er unsere Pässe, schlägt eine neue Seite auf und beginnt mit einem Kugelschreiber reinzuschreiben. Roger sieht mich erschrocken an und sagt leise: “man he, das sind unsere Pässe und keine Malbücher“. Wir hatten neue Pässe machen lassen bevor wir los sind, damit wir für all die Visen und Stempel genügend Seiten haben. Bereits jetzt sind wir aber ein bisschen am Limit. Darum freut es uns gar nicht, dass die im Kongo drei riesige Stempel machen und alleine eine Doppelseite brauchen (die Insider unter euch wissen, dass man speziell für Südafrika mindestens eine Doppelseite frei haben muss…:-o).
Nach knapp drei Stunden hatten wir alles erledig und konnten weiter fahren. Alle Beamten, inklusive der grimmige standen am Wegrand, winkten uns hinterher und wünschten uns eine gute Reise.
Nach der Grenze war die Strasse (oder eben der bessere Feldweg) erst mal sehr schlecht. Wir fuhren 450Km auf löchriger, schlammiger Piste, zwischendurch mit hässlichem Wellblech. Wir wurden kräftig durchgeschüttelt! Wir hielten immer mal wieder an und bewunderten die schöne Landschaft.
Gegen Abend kamen wir in Dolicie an. Ab hier sollte dann die Strasse wieder besser werden. Aber zuerst mal schauen wir bei der katholischen Mission vorbei und fragen ob wir dort übernachten können. Wir bekommen einen Standplatz unter Dach und können hinter unseren Fahrzeugen einen gemütlichen Essensplatz einrichten.
05.00 Uhr am nächsten Morgen signalisieren die Glocken (welche in unserem Bett zu sein scheinen), dass es Zeit fürs Gebet ist. 5minuten später hören wir die Gesänge. Na gut, eine halbe Stunde später gab`s Kaffee. wir fuhren zeitig los und kauften unterwegs Frühstück in dem bereits sehr belebten Städtchen.
Die Strasse ins 200Km entfernte Pointe Noire war wirklich hervorragend. Eine nagelneue Teerstasse, welche natürlich grösstenteils von den Chinesen gebaut wurde. Auf der ganzen Strecke sahen wir auch noch viele Arbeiter, welche am fertig bauen waren. Die Strasse führt durch Dörfer hindurch, wie wir sie schon öfters gesehen haben, in abgelegenen Gebieten. Wir wundern uns, wie sich diese Bewohner fühlen und wie sie mit der Situation der neuen Strasse und des Verkehrs klarkommen.
In Pointe Noire führt uns das GPS mitten durch den Markt. Viele Auto`s und noch mehr Menschen. Wir fahren aber einigermassen gut durch und kommen schliesslich beim Jachtclub an. Dieser Platz ist bekannt unter Overlander, dass man dort stehen kann. Es ist nichts Besonderes, aber ok. Leider heisst es hier Abschiednehmen von Elisme und Hans. Die beiden haben bereits ein Visum für die DRC (demokratische Republik Kongo) und Angola, welches aber eine Woche später abläuft. Und so fahren sie zügig weiter.
Wir installieren uns beim Jachtclub, wo noch andere Overlander stehen und gestrandet sind. Die beiden Holländer Frits und Eric mit ihrem VW Bus und Maria und Paulchen aus Südafrika und der Schweiz mit ihrem Truck.
Leider hören wir nur negative Kommentare wenn’s um die Visen geht. Sogar für geschäftliche Zwecke sei es unwahrscheinlich schwierig an ein Visum zu kommen.
Eric und Frits haben in den letzten drei Monaten schon so ziemlich alles versucht wenn es um die Angola Hürde geht. Sie haben einen Stapel voller Unterlagen, weil sie bei verschiedenen angolischen Botschaften versucht haben ein Visum zu bekommen. Alle haben sie mit irgendeinem Vorwand wieder zurück geschickt. Auch von verschiedenen anderen Reisenden haben wir gehört wie schwer es sei. Die Behörden geben verschiedene Gründe an. Es habe Gorillas im Norden des Landes und man möchte verhindern, dass diese von Touristen abgeschossen werden, im Norden entführe das Militär weisse Touristen, um damit dem Präsidenten zu beweisen dass er keine Macht habe oder aber dass es viele Bodenschätze gäbe welche man nicht teilen wolle. Wie auch immer, keiner sagt, es gäbe keine Visen, sie werden einfach unter irgendeinem Vorwand nicht ausgestellt. Auch hier geben wir euch gerne einige Beispiele: Im Matati (DRC) scheint der Konsul in den Ferien zu sein und niemand weiss wann er zurück sein wird. In Libreville (Gabun) heisst es, man müsse das Visum im letzten Land vor der Grenze machen lassen und in Brazzaville ebenfalls. Und so wird man von einer Botschaft zur nächsten geschickt und bekommt sein Visum nicht.
Wir geben nach gut zwei Wochen in Pointe Noire auf und entschieden uns, den Toyota in einen Container zu fahren und ins südliche Afrika spedieren zu lassen. Dies stimmt uns traurig, weil wir so kurz vor dem Ziel doch noch verschiffen müssen. Trotzdem haben wir aber Glück und es trifft ein englisches Paar mit ihrem Land Rover ein, welche ebenfalls verschiffen wollen. Dann haben wir noch mehr Glück und es kommen zusätzlich noch zwei Motorradfahrer, welche ihre Töffs mit in den Container stellen. Auf diese Weise kommt die teure (!) Angelegenheit für alle ein bisschen günstiger.
Am Tag an dem wir laden müssen geht dann alles erstaunlich unkompliziert. Wir fahren mit unseren Fahrzeugen in den Hafen und werden zu dem Platz gefahren, an welchem unser Container kommen wird. Nachdem wir eine gute Stunde gewartet haben, kommt dieser dann tatsächlich mit einem Kran herangefahren.

Widererwarten kommt kein Mensch vom Zoll vorbei und es wird nichts kontrolliert. Nachdem alle Fahrzeuge eingeladen und festgebunden sind, wird der Container geschlossen und versiegelt. Nur mit einem bestimmten Papier, welche wir noch bekommen sollten, dürfen wir dann das Siegel öffnen.
Leider kam nun die negative Überraschung. Das Schiff wird fünf Tage später losfahren und wird statt sieben Tage zehn Tage brauchen. Die Enttäuschung ist bei uns allen gross. Wir hatten mit insgesamt etwa zehn Tagen gerechnet und nun werden es fast drei Wochen. Etwas niedergeschlagen buchen wir trotzdem noch am gleichen Nachmittag unsere Flüge nach Brazzaville und dann nach Südafrika. Das Wochenende haben wir aber dennoch sehr geniessen können in Pointe Noire.
Die Stadt ist sehr europäisch geprägt, viele Franzosen und Italiener leben dort. Der Grund dafür ist Öl. Die beiden Firmen Eni (Italien) und Total (Frankreich) beschäftigen einen grossen Teil ihrer Belegschaft an eigenen Landsleuten. So leben etwa 200 italienische bzw. französische Familien in Pointe Noire. Die Infrastruktur sei sehr gut, es werde ihnen sehr viel geboten. Eine Teenagerin hat uns sogar erzählt, sie habe mehr Freunde hier als sie in Frankreich hatte
J.
So haben wir dann Gigi kennen gelernt. Gigi ist ursprünglich aus Rom und hat eine ganz kleine Trattoria, welche er nach eigenen Aussagen nur habe, damit er richtig gut essen könne, zum Leben brauche er dies nicht. Dies glauben wir sogar. Eines Abends, als auch wir mal wieder richtig gut italienisch essen wollten, so mit selbstgemachter frischer Pasta und so, erfuhren wir mehr von Gigi. Er machte auf uns den Eindruck eines sehr liebenswerten Mafiosi. Irgendeine Leiche im Keller hat der bestimmt. Aber es hat Spass gemacht und hervorragend geschmeckt!
Wir haben aber auch französische Familien kennen gelernt. Eine hat uns eines Abends zu sich nach Hause auf einen Drink eingeladen und wir konnten mal wieder auf einem Sofa sitzen
J. Am selben Abend haben sie uns dann auch für den nächsten Sonntag in ihr Wochenend - Haus am Strand eingeladen.

Es waren noch zwei andere Familien dabei, es gab BBQ und einen sehr entspannten und wundervollen Tag. Und dann haben uns die beiden auch noch offeriert, bei ihnen im Gästezimmer zu wohnen. Nachdem wir uns für die Verschiffung entschieden hatten und eh etwas zum Schlafen brauchen, nahmen wir dieses Angebot sehr gerne an. Die drei Jungs der Familie, zwischen 4 und 8 Jahren, haben sich unwahrscheinlich über den Besuch gefreut und uns ständig mit Fragen gelöchert. Wir durften die Waschmaschine brauchen, was unsere Wäsche nach 5monatiger Handwäsche sehr freute. Zum Dank haben wir ein paar Mal gekocht und am Wochenende einen Zopf gebacken. Leider war er zu gut und die Fotografin zu langsam.

Dies alles machte es uns dann der Abschied doch ein bisschen schwer. Aber schliesslich wollen wir ja weiter ins südliche Afrika. Dennoch, wir haben unglaublich viel erlebt in West und Zentralafrika und wahnsinnig viele gute Menschen kennen gelernt.

Wir flogen also mit der Trans Air Congo (!) nach Brazzaville. Da es keine kombinierten Tickets gibt und man diese separat buchen muss, haben wir eine Nacht in Brazzaville verbracht und für den nächsten Tag die Weiterflüge gebucht (die einen von euch wissen wohl warum J). Weiter flogen wir dann über Addis Abeba (Äthiopien) nach Johannisburg. Dies war die Preisgünstigste Variante, bedeutete aber eine Nacht am Flughafen von Addis zu verbringen. Naja, wieder mal kam es ein bisschen anders. Als wir in Addis ankamen, schickte man uns zu einem Schalter, welcher Hotelvoucher verteilte. Klar, dass wir zuerst nicht wussten was wir dort sollen. Aber wir merkten es bald. Wir bekamen ein Transitvisa ausgestellt, wurden abgeholt, in ein 4* Hotel gefahren und durften uns noch am Buffet bedienen. Das Zimmer war der Hammer! TV, ein Sofa, ein riesiges Bett, eine schöne Dusche. Leider war die Nacht relativ kurz, da wir bereits um 05.30 Uhr wieder abgeholt wurden. Natürlich stand das Frühstücksbuffet aber vorher noch bereit.
Die beiden Flüge mit Äthiopien Airline waren ebenfalls ok und dann standen wir am 9. November 2011 endlich in Südafrika. Der Umstand, dass wir nicht nach Südafrika gefahren sind, sondern geflogen, lässt einen bitteren Beigeschmack spüren. Aber nichts desto trotz, wir werden jetzt erst mal Johannisburg geniessen. Ahja, noch was für Flughafeninsider: von wegen „freie Doppelseite im Pass“. Der Herr von der Immigration schaute den Pass praktisch nicht an und stempelte auf einer bereits vollen Seite…tsss.
Wir wünschen euch ein wunderschönes Wochenende und grüssen euch herzlich aus Südafrika.
Roger und Nadin